Frank Otto

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Stadt Leisnig

Nach 1100 entwickelte sich an dem 2 km flussabwärts von der Burg entfernten Übergang über die Mulde eine Kaufmannssiedlung. Sie lag an der Straße, die von Leipzig über Grimma, Leisnig und Waldheim nach Böhmen führte und zu den wichtigsten Verkehrswegen des Mittelalters gehörte. Diese Siedlung, das heutige Altleisnig, wird 1215 urkundlich oppidum novum ("neue Stadt") bezeichnet. Sie übernahm den Namen der Burg und besaß stadtähnliche Rechte. Diese Stadt ist zwischen 1278 und 1280 an ihren heutigen Standort auf der Höhe vor der Burg verlegt worden. Sie wurde mit hohen Mauern, Bollwerken und Toren befestigt. Innerhalb der Ringmauer wurde die Stadt mit dem Marktplatz in der Mitte planmäßig angelegt. Nach Eingliederung Leisnigs in die Markgrafschaft Meißen (1365) nahm die Stadt dank ihrer vorteilhaften Lage und anderer günstiger Umstände - florierender Getreidehandel mit dem Erzgebirge, Muldenflößerei u.a. - einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Leisnig gehörte seit der Leipziger Teilung von 1485 zum ernestinischen Kursachsen. Die von Wittenberg ausgedehnte Reformation fand hier schon 1519 Anhänger. 1520 berieten Rat und Ältestengemeinde über eine Neuordnung des Gottesdienstes, die Besoldung der Geistlichen Lehrer. Dabei bat man Luther um Mithilfe. Er hielt sich deshalb 1522 in Leisnig auf und befürwortete die Grundgedanken der neuen Leisniger einen eigenständigen Beitrag zu den sozialen Neuerungen der Reformation zu leisten. In den folgenden Jahrhunderten wurde Leisnig immer wieder durch Kriege und Brände verwüstet. Im 30jährigen Krieg hausten hier 5000 kaiserliche Truppen, die die Stadt plünderten. 1637 folgte eine Einquartierung an die andere. Zugleich verbreitete sich die Pest. Im gleichen Jahr setzte ein schwedischer Oberst die Stadt in Brand. Sie brannte bis auf wenige Häuser völlig nieder. Kurfürst Friedrich August I., der Starke genannt, bewarb sich nach dem Tode des polnischen Königs Jan Sobieski um die polnische Krone. Mit der dadurch begründeten Personalunion zwischen Sachsen und Polen wurde Sachsen in den Nordischen Krieg (1700-1721) verwickelt, den der Kurfürsten - König im Band mit Russland und Dänemark gegen Schweden um den Besitz der baltischen Küstenländer begann. Nachdem die Schweden den größten Teil Polens unterworfen hatten, marschierten sie in Sachsen ein und besetzten auch Leisnig. Stanislaw Leszczynski, der vom Schwedenkönig Karl XIII. gestützte polnische Gegenkönig August des Starken, hielt sich hier 1706/07 auf und machte Burg und Stadt Leisnig zu seiner Residenz. Hier unterzeichnete er die Urkunde des Friedens von Altransstädt, in der Leszczynski als rechtmäßiger König von Polen anerkannt wurde.

Nach der schwedischen Invasion brachten der zweite Schlesische Krieg (1744/45) und der 7jährige Krieg (1657 - 63) für Leisnig und Umgebung mancherlei Kriegslasten. Im 19. Jh. hielt das Maschinenzeitalter in Leisnig Einzug. Maschinenbau, Textilherstellung und Schuhfabriken waren die wichtigsten Industriezweige. Heute wird Leisnig durch sein mittelständiges Handwerk geprägt. Zunehmend spielt der Tourismus eine größere Rolle.